Ich habe im Internet gelesen, dass Impfungen krank machen und dass wir viel zu viel impfen. Ist das wahr?
Die Diskussion über den Sinn und die Verträglichkeit von Impfungen schwelt schon seit einigen Jahren. Auch in der Humanmedizin erleben wir alle Jahre wieder eine Welle der Impfmüdigkeit, die einmal die Keuchhustenimpfung beim Kleinkind und ein anderes Mal die Grippeimpfung bei Erwachsenen betrifft.
Als vor einigen Jahren (unter anderem durch einen provokanten Artikel in der FAZ) die Sinnhaftigkeit der jährlichen Impfung bei unseren Hunden in Frage gestellt wurde, war dies der Anlass für die führenden Veterinär-Virologen Europas, ein internationales Expertengremium zu gründen, das sich mit der Überprüfung der immunologischen Situation in den Hundepopulationen unseres Kontinentes beschäftigt. Aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist unter anderem eine offizielle Impfempfehlung für Tierärzte entstanden.
Wenn man den Zweck einer Impfung beurteilen will, muss man sich zuerst fragen, warum geimpft wird. Es gibt dafür drei Gründe: 1. Den Schutz des Individuums (des Patienten), 2. Den Schutz des Menschen (des Besitzers und seiner Familie) vor auf Menschen übertragbaren Krankheiten und 3. Den Schutz der gesamten Population.
Der Tierarzt ist für alle drei Bereiche zuständig und kann sich seiner Verantwortung nur durch eine ausführliche Aufklärung des Besitzers entziehen. Das Gefahrenpotential einer allgemeinen Impfmüdigkeit liegt in erster Linie im sinkenden Populationsschutz. Wir müssen leider anerkennen, dass weniger als 30 Prozent unserer Hunde und Katzen über einen ausreichenden Impfschutz verfügen. (Neueste Untersuchungen über den Verwurmungsgrad unserer liebsten Haustiere kommen übrigens auf ähnliche Zahlen – wirklich alarmierend!)
Je niedriger der Impfschutz in einer Population ist, desto größer ist die Gefahr der Ausbreitung einer Endemie/Epidemie. Gerade erreichte mich eine Meldung des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte, in der vor einer Ausbreitung der Staupe gewarnt wird, nachdem in Mecklenburg-Vorpommern die Fuchsstaupe schon etliche Opfer unter den Haushunden gefunden hatte.
Lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt beraten, welches Impfschema das beste für Ihr Tier ist. Je nach Haltung (z.B. Begleiter im Großstadtdschungel oder arbeitender Jagdhund) ist der Infektionsdruck unterschiedlich und erfordert unterschiedliche Impfungen.